Der Wiener Höhenweg befindet sich in der Schober Gruppe im Nationalpark Hohe Tauern. Er wurde in den Jahren 1931 bis 1934 von bergbegeisterten Wiener Lehrern konzipiert. Die Route führt von Süden vom Pass Iselsberg nahe Lienz bis zum Glocknerhaus an der Hochalpenstraße. Er wird auch als „Der vergessene Weg“ beworben. Diesem Weg wollten wir also folgen.
Start war um 6:30 am Parkplatz am Bahnhof in Burghausen. Mit dabei Angelika unsere Tourenleiterin, Barbara, Sandra, Monika, Rudi, Helmut und Wolfgang. Am Pass Iselsberg angekommen, zwang uns ein Regenschauer erst mal zu einer kurzen Einkehr. Dann hieß es noch einen guten Stellplatz für den Bus finden und bald wanderten wir durch lichten Wald, später über Almgelände, hoch über dem Debanttal, zur Winklerner Hütte. Etwa 7 km und 710 Hm.
Der nächste Tag begann wettertechnisch sehr durchwachsen. Leichter Nieselregen im Wechsel mit Sonnenschein begleitete unseren Aufstieg zur oberen Seescharte. Von dort konnten wir den Wangenitzsee mit gleichnamiger Hütte hinter ziehenden Nebelschwaden erblicken. Kurz vor Mittag erreichten wir die Hütte. Wie vom Wetterbericht vorhergesagt, besserte sich das Wetter tatsächlich und kurzentschlossen machten wir uns auf zum Petzeck, das mit 3.283 m den höchsten Berg der Schobergruppe darstellt. Nach knapp 3 Stunden Aufstieg hatten sich die letzten Nebelfetzen verzogen und wir standen am Gipfel. Dort genossen wir die schöne Sicht auf den Großglockner und unser Ziel für den nächsten Tag, die Noßberger Hütte. Der Abstieg ging etwas flotter und so erreichten wir die Hütte nach 1.700 Hm Aufstieg an diesem Tag und kurz vor dem Abendessen um 18 Uhr.
Am 3. Tourentag starten wir zur Noßberger Hütte. Am Kreuzsee vorbei und über das Kreuzseeschartl erreichten wir, die Abhänge der Weißenwandspitze querend, über einen steilen Aufstieg die niedere Gradenscharte auf 2.796 m. Oben direkt an der Scharte erwartete uns der Gradensee und noch zwei weitere kleinere Seelein. Der Absteig zur Noßberger Hütte führte über steile Gletscherschliffplatten. Diese waren glücklicherweise trocken und boten guten Halt. Die Hütte liegt sehr schön am großen Gradensee und unsere kühnen Eisbaderinnen genossen das eisige Wasser. Wie die Tage zuvor starteten wir an Tag 4 unsere Wanderung um 8 Uhr. Zuerst leicht fallend führte der Steig am Mittersee vorbei. Bald wurde es zunehmend steiler und schweißtreibend zackelte der Weg hoch hinauf in die Hornscharte, der Schlüsselstelle der Tour. Für die letzten 100 Hm verließen wir den Schotter und stiegen auf einer steilen, seilversicherten Rampe bis zur Scharte. Oben hatten wir einen tollen Blick zum frisch verschneiten Glockner, unser nächstes Ziel das „Böse Weibl“ und die Eberfelder Hütte tief unten. Wieder seilversichert ging es steil über gestuftes Gelände abwärts, bis es unangenehm schottrig wurde und wir schließlich dann doch gemütlich die Eberfelder Hütte erreichten. Bald war ein Teil der Gruppe zu einem kleinen See etwa 200 Hm über der Hütte unterwegs. Jedoch war das Wasser eisig, zudem blies ein kalter Wind. Das war nichts für die empfindliche Sensibilität der beiden Begleiter. Nur die Frauenpower ließ sich nicht von einem Bad im See abschrecken.
Am nächsten Morgen war Rudi den gegenüberliegenden Hang unterhalb des „roten Knopfes“ schon weit hochgestiegen und bereits in der Sonne, als wir wieder um 8 Uhr los starten. Unterwegs überholten wir eine Dreiergruppe, die sich mit viel zu schweren Rucksäcken hochquälte. Am Kesselkeessattel wurden wir bereits von Rudi erwartet und nach einer Rast am Gernot Röhr Biwak stiegen wir gemeinsam den Blockgrat zum „Bösen Weibl“ hoch. Der Name kommt angeblich von gefürchteten Wetterstürzen an diesem Bergkegel. Wir haben bestes Wetter und genießen oben den tollen Rundumblick – Hochgall, Großvenediger, Glockner, Rauriser Sonnblick… Über Blockgelände führte der Weg abwärts und über den Eselspfad wandern wir zur Glorer Hütte am Berger Törl 2.651 m.
An unserem letzten Tag erreichten wir über einen seilversicherten Steig und Abstieg ins Leiterbachtal bald die Salmhütte. Unter dem Schwerteck und Schwertkopf querten wir höhengleich zur Stockerscharte und zu dieser dann rund 100 Hm steil bergauf. Oben hatten wir einen fantastischen Blick zum Großglockner, zur Pasterze mit Sandersee, dem Margaritzenstausee und die Gletscherstrasse zur Franz Josefs Höhe. Nach 400 Hm Abstieg zum Stausee und 200 Hm Aufstieg kommen wir am Glocknerhaus auf 2.132 m an und haben unser Endziel erreicht. Zeit zum Mittagessen und angenehme Wartezeit auf den Postbus, der uns zu unserem Ausgangspunkt am Pass Iselsberg bringt.
Schee war´s wieder mal. Vielen dank an Angelika für die Organisation und die umsichtige Führung und natürlich an die Teilnehmer welche ohne Murren die 64 km und 5.450 Hm marschiert sind.
Bericht: Wolfgang Ermer
Fotos: von den Teilnehmern